Samstag, 10. Juli 2010

Neulich beim Argentinien-Spiel


Inzwischen bin ich wieder in Johannesburg, nachdem ich mich mit Tränen in den Augen von Capetown verabschiedet hab. Den Angestellten im Southern Sun Waterfront Hotel Tschüss zu sagen war sehr merkwürdig, schließlich habe ich die alle 5 Wochen lang JEDEN TAG gesehen und gesprochen und fühlte mich da richtig zuhause...

Leider kam ich in den letzten 10 Tagen nicht dazu etwas zu bloggen. Wie vorhergesehen, war es äußerst hektisch bei uns zum Viertel- und Halbfinale und wenn ich mal 5h Schlaf bekommen habe, war ich schon froh. Auch jetzt, mit dem bevorstehenden Finale in Soccer-City morgen abend hier in Johannesburg, läuft die Maschine auf Hochtouren und die Uhr tickt rückwärts. Deswegen nur schnell ein Nachtrag mit ein paar Fotos vom Argentinien-Deutschland-Hammer, denn es wäre ja eine Schande nicht von diesem wunderschönen Tag zu berichten.

Auf dem Weg zum Stadion zu Fuss über die Fanmeile mit unsern VIPs (der große Schwarze ganz rechts, mit dem Fussball unterm Arm ist zum Beispiel Marcel Desailly, ehemaliger Captain der französischen Nationalmannschaft und neben Arsene Wenger, Cafu und Gary Bailey, einer der "Ambassadors" unseres Sponsorenprogramms).


Nette deutsche Fans auf der Fanmeile.

Sogar der Berg is Deutsch geschmückt! Ja, es gibt viele Germanen in Capetown.

Die Argentinos versuchens mit Huldigungen an die unterschiedlichsten Götter.

Eine Selektion von Makarapa-Hüten in unserer Hospitality-Zone. Echt cool die Teile.

Deutschland´s Finest.

Und los geht´s!

Einfach ein toller Tag mit großartigem Wetter und allem drum und dran. Fand es schön, wie da die Sonne durch die Fenster strahlt. Unten am Bildrand unser schwäbisch-immer-elegantes Powerspätzle Löw.

Auf geht´s Schweini schieß ein Tooor, schieß ein Toooo-ooo-oooor!

Der Messi findet´s langsam nicht mehr witzig.

Nee, absolut nicht!

Wir dafür um so mehr.

So ein Tag, so wunderschön wie heute...

Was für mich persönlich an dem Spiel am eindrücklichsten war, war die Tatsache, dass ich das allererste Mal in meinem Leben Engländer gesehen und gehört habe, die voller Inbrunst "Deutschlaaaaaand, Deutschlaaaand..." sangen!
Natürlich sind da die langjährigen Streitigkeiten über die Falklandinseln einer von vielen Faktoren, die da das Pendel leicht in die andere Richtung ausschlagen lassen. Dazu kommen einige frühere Spiele-Traumata (Maradona hat ja damals das "Hand Gottes"-Tor gegen England geschossen und die Engländer hassen ihn immer noch dafür - sogar noch mehr als die Deutschen). Als dann noch zur Krönung einer der obersten Chefs unserer Kunden (von Castrol, dem Sponsor für den ich hier arbeite) - hier zu sehen auf dem unteren Bild - mir zu Ehren auf dem Weg nach Hause die deutsche Nationalhymne auf einer Vuvuzela vorgespielt hat, war ich schon fast erschüttert. Sowas hab ich noch nie mit eigenen Augen und Ohren erlebt!! Seitdem, immer wenn ich ihn irgendwo treffe, bekomme ich es früher oder später zu hören: "Deutschlaaaaaaand, Deutschlaaaand!".

Samstag, 3. Juli 2010

Complete Madness!!

Ich komme leider zu garnix momentan...
Nur so viel: Deeeeeeeeeeuuuuuuuuuuuuuutschllaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanddd...Deuutschlaaaaaaaaand :)

Montag, 28. Juni 2010

England's going home! It's going home, it's going home...!


Dieses Spiel hätte ich wirklich sehr sehr gerne zuhause in Deutschland gesehen und mit Freunden darauf gefeiert. Stattdessen sass ich in einem riesigen Public-Viewing-Zelt, umzingelt von England-Fans, die verständlicherweise nicht so happy über den Verlauf der Partie waren. Genau genommen war ich weit und breit der Einzige, der sich über die vier wunderschönen Tore unserer strammen Jungs freute. Gelegentlich mussten wir in der ersten Reihe die Köpfe einziehen, wenn mal wieder ein ungehaltener Rooney-Fan sein Missfallen über die schlechte Performance seines Stars und dessen Team durch das Schleudern einer Bierdose auf die Gross-Leinwand ausdrückte. So wie damals bei den Blues Brothers ungefähr.

Leider steigt nun der Stresslevel hier, was bedeutet, dass ich immer seltener zum posten komme. In unserem mini mini Büro - das eigentlich ein normales, etwas über Standard grosses Hotelzimmer ist und in dem wir bislang sehr gemütlich mit unserem kleinen 3-Leute-Team zu hause waren - arbeiten mittlerweile bis zu 8 Personen, gestern habe ich sogar einmal 10 gezählt.
So sieht der Raum aus:


Ist also kuschelig eng, in der Mitte wo die Sofas standen, steht mittlerweile noch extra Tisch für 4 Leute. Die Sofas passen nicht durch die Tür (es weiss nur der Teufel, wie sie die hier reingebracht haben, oder sie wurden hier geboren), so dass diese auch noch hier rumstehen in disem Tohuwabohu. Dazu noch jede Menge Kisten mit Krimskrams und sonstiges Material. Wenn dann alle da sind, auf die Tastaturen hauen, telefonieren und sich unterhalten kommt man erstens zu garnichts und zweitens wird man wahnsinnig. Mein Handy klingelt inzwischen im 5 min. Takt, ehrlich und ohne Übertreibung. Ich kündige! :)

Donnerstag, 24. Juni 2010

Gestern beim Stadion (Holland vs. Kamerun)


Das Spiel war ja nicht gerade besonders aufregend. Darum einfach mal ein paar Fotos drum herum: Stadionimpressionen und Fotos mit Kollegen. Der auf den unteren Fotos rechts mit dem grünen Schaal ist Jaco, ein Hotelmitarbeiter, der uns in den letzten Wochen sehr viel geholfen hat und Amy, eine Freundin von ihm. Beiden haben wir zum Dankeschön ein Ticket für das gestrige Match geschenkt, da wir noch ein paar übrig hatten, die nicht anderweitig verwendet wurden. Die beiden Mädels auf dem untersten Bild sind ein befreundetes Pärchen meiner französischen Kollegin Fred, die auf dem Foto darüber ist (in grüner Castrol-Uniform). Alles sehr nette Leute!








Ab morgen steigt dann bei uns der Stressfaktor, da ein Teil unseres Kernteams aus Johannesburg nach Capetown rübermacht für das Viertel- und Halbfinale. Unter anderem auch die Chefin der Firma, die mich engagiert hat. Sie ist total in Ordnung, aber es wird einfach komplett anders sein, da wir bisher hier ein sehr friedliches, wenn auch sehr beschäftigtes Leben an der Peripherie geführt haben. Zu diesen beiden wichtigen Spielen werden wir dann jeweils um die 200 Gäste in Capetown haben und proportional zur Gruppengrösse steigt auch die Anzahl der Mitarbeiter. Ab morgen haben wir einen Büro-Runner. Dann ab nächster Woche eine Hotelmanagerin, deren Assistentin, jemand der sich nur um die Gastgeschenke und Klamotten kümmert, einen Transportmanager, Airportmanager, Arrivalsassistent, etc. Unglaublich was für ein Aufriss für diese Unternehmung gemacht wird. Aber es ist nach wie vor spannend und es macht (meistens) Spass. Wenn mich nur nicht immer diese ganzen Leute anrufen würden, um irgend etwas von mir zu wollen ;)

Hier noch ein Video von einer marching band, die wir nach dem Spiel auf der Fanmeile getroffen haben:


Mittwoch, 23. Juni 2010

Beim letzten Spiel war alles anders


Obgleich es nicht mehr die gleiche statische Ladung war wie die, die noch an den anderen Spieltagen der Bafana Bafana von morgens an über der ganzen Stadt hing, war es trotzdem toll zu sehen, wie die Menschen hier ihrem Team weiterhin die Stange hielten. Dabei standen die Chancen nach der desaströsen Performance gegen Uruguay ja alles andere als gut.
Meine Portugiesen hatte ich gerade rechtzeitig Richtung Flughafen verabschiedet, so dass ich zum ersten Mal in bald 3 Wochen hier Zeit hatte, mit meinen Kolleginnen und ein paar derer Freunde ein Spiel in der offiziellen Fanzone hier in Capetown zu gucken. Und dort ging richtig die Post ab. Die Leute waren mit voller Begeisterung dabei, sangen mit Inbrunst ihre Nationalhymne (leider ist das Video zu gross zum hochladen) und begleiteten jeden guten Spielzug der Bafana Bafana mit Kreischen und Applaus. Dann dieses Spiel! Es lief ja quasi wie am Schnürchen für Südafrika, eine tolle Szene nach der anderen, rote Karte für Frankreich, 2:0 in der ersten Halbzeit. Als die Franzosen dann den Anschlusstreffer erzielten, gab es zwar wieder diesen neulich beschriebenen Moment der absoluten Stille, ohne eine einzige Vuvuzela! Und natürlich war die sich breit machende tiefe Enttäuschung über die Gewissheit des Ausscheidens deutlich zu spüren. Aber irgendwie war es diesmal anders. Die Leute erholten sich davon und freuten sich einfach trotzdem an ihrem Team, das so leicht und locker aufspielte und am laufenden Band geschickte Spielzüge und Torchancen produzierte. Als dann das Spiel vorbei war, überwog der Stolz über die großartige Leistung über die Frustration der vergebenen Möglichkeiten und das ganze endete trotz Vorrunden-Aus in einer großen Party. Am Ende zogen die gelb gekleideten Fans mit wehenden Südafrika-Fahnen durch die Straßen und freuten sich einfach daran, WM-Gastgeber zu sein und ihr Team nochmal richtig schön spielen gesehen zu haben. With their heads up high! (wie es heute morgen in der Zeitung stand)


Montag, 21. Juni 2010

Der 5. Stock unter Wasser

Endlich gibts mal etwas Interessantes zu erzählen - nicht immer nur langweilige Vuvuzela-Diskussionen und Fussballgewäsch.

Gerade dachte ich noch, endlich komme ich einmal vor 1 Uhr ins Bett und kann gediegene 7h schlafen. Als ich dann eben eingeschlummert war, klingelt plötzlich mein Handy und einer meiner vier portugiesischen Gäste ruft ganz aufgeregt irgendwelche unverständliche Dinge durch die Leitung. Hab erstmal überhaupt rein garnicht verstanden was los ist, denn obwohl ich die Portugiesen generell verstehe, nuscheln die meist ganz schön was zusammen. Irgendwas von wegen Wasser überall und Gestank und Alarm und ich solle schnell kommen... Dachte erst das Klo sei verstopft und übergelaufen. Als ich dann in den 5. Stock kam, bot sich folgendes Bild:



Ein anderer portugiesischer Hotelgast (nicht von unserer Gruppe) hatte scheinbar die geniale Idee gehabt, seine Klamotten mit dem Kleiderbügel am Sprinkleralarm aufzuhängen. Bei dieser Aktion ist dann dieses kleine, rote, sehr zerbrechliche Glas geplatzt und hat im Zimmer den Alarm mitsamt dem Wassersprinkler ausgelöst (Liebe Cousins und Cousinen, liebe Nichten und Neffen: Don't try this at home!!). Herrn Einstein ist dann nichts besseres eingefallen, als in Unterhose und ohne Schlüsselkarte aus dem Zimmer zu rennen und erstmal garnichts zu tun. Zwei unserer Gäste wurden dann einige Zeit später auf den Alarm aufmerksam, lugten aus ihrem Zimmer und sahen den verdatterten Typen immernoch in seiner Unterhose im Gang stehen, woraufhin sie endlich die Leute vom Hotel benachrichtigten. Als die dann mit dem Master-Schlüssel das Zimmer öffneten ergoss sich eine kleine Flut über das halbe Stockwerk und die angrenzenden Räume. Das Wasser in diesen Leitungen ist nicht immer das frischeste, daher die dunkle Farbe und der unangenehme Geruch. So sah es an Ground Zero aus:


Es wurden dann sämtliche Zimmer evakuiert und die Gäste auf andere Stockwerke verteilt. Zum Glück sind unsere Portugiesen ziemlich gut drauf und haben es alles recht locker genommen. So wirds also doch wieder mal eine kurze Nacht. Gute Nacht!

Sonntag, 20. Juni 2010

Und plötzlich wurde es ganz still


Auch wenn es übertragisch klingen mag, aber ich fand es wirklich herzzerbrechend, wie die Leute erst vor Schreck spitz aufschrieen und dann mit einem Mal sämtliche Vuvuzelas verstummten, als die Urugayer das 1:0 gegen die Bafana Bafana im zweiten Gruppenspiel schossen am vergangenen Mittwoch. Lange Gesichter rund um mich herum. Auf dem Platz, wo sich gerade noch hunderte von mit südafrikanischen Accessoires kostümierter Menschen auf ein spannendes Spiel und einige langersehnte Tore ihres Teams freuten, wurde es mit einem mal ganz merkwürdig still. Die erste Halbzeit schaute ich durch das Fenster eines Schnell-Restaurants, weil das Amphiteater mit dem grossen Bildschirm nebenan bis auf den letzten Platz belegt war. Bis dahin war die Stimmung dort und in dem gesamten Areal drumherum am überschäumen, mit singenden Menschen und den omnipräsent hupenden Vuvuzelas. Alle hatten durch das Mexico-Spiel und das Wahnsinns-Tshabalala-Tor Mut geschöpft und sich versammelt, um ihr Team endlich gewinnen zu sehen und dann sowas... Als man sich dann gerade von dem Schock erholt hatte kams alles noch viel dicker, wie alle wissen, die das Spiel gesehen haben. Rote Karte für den bis dahin spitze haltenden Torhüter und einen Elfmeter für Uruguay! Das Foto zeigt die Belegschaft des Restaurants, wo ich das Spiel guckte, im Moment des Elfmeters: 2:0 für die Südamerikaner. Vollkommender Schockzustand. Im Fernsehen sah man schon Leute das Stadion verlassen und auch um mich herum machten sich die einige mit gesenktem Kopf auf den Weg nach Hause. Der 3:0-Sargnagel war nur noch die Bestätigung, dass alles Hoffen vergebens und das Team einfach doch nicht so gut war, wie sich viele gewünscht hatten. Obwohl sie ja nicht schlecht gespielt haben, hat es am Ende einfach nicht gereicht und die Chance auf ein Weiterkommen in die K.O.-Phase ist nur noch gering.



Für uns hier vor Ort ist das natürlich sehr Schade, es wird am Frühstückbuffet nicht mehr die „Shosholoza“ gesungen und überhaupt habe ich das Gefühl, dass die Leute zutiefst enttäuscht sind, weil sie dann doch so viel erwartet hatten. Schliesslich sind sie die Gastgeber und wollten allen zeigen, dass sie mitspielen können. Eigentlich ist es ziemlich ähnlich wie bei der EURO vor zwei Jahren mit der Schweiz. Gut gespielt und die Leute waren mit Begeisterung dabei, aber am Ende einfach nicht gut genug und ohne das nötige Glück. Aber so ist's nunmal. Die ca. 500 Brasilianer, die in unserem Hotel untergebracht sind, feiern trotzdem. Morgens spielt beim Frühstück öfter eine Sambaband und es ist immernoch genug los. Aber man sieht es in den Gesichtern der Leute von hier, der Hotelangestellten und anderswo... die Enttäuschung sitzt tief und sie spiegelt sich in der allgemeinen Stimmung auf der Strasse und überall wider.

Heute geht's wieder ins Stadion. Ich habe eine ganz kleine Gruppe, die aus zwei sehr netten portugiesischen Pärchen in ihren Vierzigern und Fünfzigern besteht, für die ich dieses Mal sogar als Hostess fungiere; sprich ich bin mit ihnen die meiste Zeit unterwegs, begleite sie zu Abendessen und heute Mittag zum Spiel. Da gestern so schönes Wetter war, sind wir zusammen mit der Seilbahn auf den Tafelberg gefahren, der an einem klaren Tag ein spektakuläres Panorama bietet, das in die eine Richtung bis hinunter zum Kap der Guten Hoffnung reicht (der Landzipfel, der in der Ferne ins Meer ragt, auf dem 2. Bild unten).