Montag, 14. Juni 2010

Ein kleiner Nachtrag vom ersten Spieltag

Die letzten Tage war mit der Arbeit leider so viel los, dass ich nicht dazu kam, von den sich ueberschlagenden Ereignissen zu berichten. Erstmal also ein kleiner Nachtrag der letzten Tage. Hier ein Video vom "Vuvuzela-Tag" (Donnerstag letzter Woche), der ja wie bereits erwaehnt, quasi die Initialzuendung fuer die WM hier war. Zu sehen ist die komplette Belegschaft unseres Hotels, wie sie in der Lobby die "Shosholoza" - heutzutage eine Art nationale Fan-Hymne bei Sportevents - zum Besten geben:



An Atmosphaere mangelt es also wahrlich nicht. Wobei ich regelmaessig Gaensehaut bekomme, wenn sie morgens beim Fruehstuecksbuffet anfangen zu singen. Meistens laeuft das so ab, dass irgendeiner der brasilianischen Gaeste hier im Haus (von denen es bei uns im Hotel nur so wimmelt), eine(n) der Kellner(innen) dazu animiert, Shosholoza zu singen und mit einem mal das gesamte Fruehstuecks- und Kuechenpersonal dasteht und lauthals singt und tanzt... Dazu noch die eine oder andere Vuvuzela und fertig ist die WM-Stimmung. Leider hab ich beim Fruehstueck meine Kamera nie dabei, aber vielleicht kann ich das noch nachreichen... ist echt ein Event! Ansonsten kennt man das mit der internationalen Partycrowd ja noch von der WM 2006, so aehnlich laeuft das hier auch ab, ueberall wird gefeiert und ist die Hoelle los, nur eben mehr Troeten!

Dann natuerlich Matchday am Freitag. Das Spiel der Bafana Bafana konnte ich nur so halb anschauen, weil ich am Nachmittag auf eine dringende Lieferung von unserer Hauptzentrale aus Johannesburg wartete. Als die darin befindlichen Mitarbeiter-Uniformen und das andere Zeugs endlich - per Luftkurier auf den allerletzten Druecker eintrafen - musste ich schnell, schnell los, um unsere Hosts und Hostessen damit auszustatten, da zu diesem Zeitpunkt schon unsere erste Gruppe zum Frankreich-Uruguay-Spiel am eintreffen war. In diesem Fall waren das nur suedafrikanische"Tagesgaeste" aus der naeheren Umgebung von Kapstadt, die vor dem Match ein wenig bespielt und bewirtet werden. Unser Job bestand in diesem Fall nur darin, diese von der Location bis zu ihren Sitzen im Stadion zu begleiten. Alles unspektakulaer, wenn auch etwas stressig, da wir fuer die normalerweise 5-10 min. Strecke fast 1,5h gebraucht haben und wir uns durch die Menschenmassen am normalen Eingang draengen mussten. Bei den meisten folgenden Gruppen wird es dann zum Glueck "Stadion-Hospitality" geben. Das bedeutet im Wesentlichen, dass die (meist internationalen) Gaeste 2h vor und 1,5h nach dem Spiel, unmittelbar neben dem Stadion sich den Bauch vollschlagen und man dann ueber andere Eingaenge zum Spiel gelangt, sprich einem das Gedraenge (durch den gemeinen Poebel) erspart bleibt. Vieeeel viel angenehmer und unstressiger!! Vor allem wissen die Gaeste wo sie nach Spielende hinmuessen und meist von alleine einfach wieder dahin trotten, wo es so lecker zu essen und trinken gibt...
Das Greenpoint Stadion von Kapstadt ist richtig schoen! Und der spektakulaere Abendhimmel in Kombination mit der tollen Architektur und die gut gelaunten Fans konnte ueber das doch ziemlich langweilige Spiel hinwegtroesten!

Wenn die Sonne rauskommt, verwandelt sich Kapstadt in einen magischen Ort, dessen Schoenheit, wie bereits erwaehnt, schwer zu toppen ist. Auch wenn ich bislang noch nicht besonders viel von der Umgebung gesehen habe, ist das schwer von der Hand zu weisen...
Hier noch ein paar Fotos direkt am Greenpoint-Stadion am Matchday mit Kollegin Taryn und vom noch leeren Stadion ca. 2h vor Anpfiff:







Kurze Zeit spaeter sah das dann so aus:





Ziemlich geile Atmosphaere hier in Green Point, das vor allem ein reines Fussballstadion ist. Man kann also ziemlich dicht am Spielfeldrand sitzen und hat das Gefuehl, hautnah dabei zu sein... auch wenn das jetzt bei diesem Spiel nicht gerade so spannend war. Hoehepunkt eines fast ereignislosen Matches war noch Henry's Einwechslung, bei der die Urugayaner ihre "Hand verboten-'Comprenez??'"-Schilder hochielten und gellend pfiffen, dagegen einige Frauen im Stadion vor Entzueckung kreischten, so dass ganz schoen was los war...
Dafur sorgte nicht zuletzt auch der Kollege mit der laengsten Vuvuzela, die ich bisher gesehen hab (eigentlich sind offiziell nur Vuvuzelas bis max. 1m Laenge im Stadion erlaubt):


Und dann ist uns nach dem Spiel noch ein anderer alter Kollege ueber den Weg gelaufen:

Klinsiee!!

Unterm Strich war es so eigentlich nie langweilig.

Ganz andere Qualitaet hatte dagegen das Eroeffnungsspiel am Nachmittag, von dem ich schliesslich die 2. Haelfte (im TV) gucken und den karthartischen Moment des 1:0 der Bafana Bafana miterleben konnte! Richtig erhebend, wie sich die Leute gefreut haben!! Tshabalala (was fuer ein irrer Name, so nenn ich mein erstes Kind!) ist mit seinem kraftvollen, bis in die Spitze seiner Rastazoepfchen enschlossenem, Schuss kurzerhand zum Volkshelden aufgestiegen! Erst dieser Zuckerpass ueber knapp 40m und wie der den dann mit links reinzimmert! Richtig stark!!

Dieses Tor hatte hier eine aehnlich erloesende Wirkung, wie das 1:0 von Philipp Lahm im Eroeffnungsspiel 2006. Man hatte das Gefuehl, ein Knoten ist geplatzt. Denn obgleich die meisten Leute das suedafrikanische Team generell unterstuetzen (egal ob weiss oder schwarz oder "coloured"), haben ihm die wenigsten Leute wirklich etwas zugetraut und ein Ueberstehen der Vorrunde meist kategorisch ausgeschlossen. Nach der beachtlichen Leistung gegen die stark aufspielenden Mexikaner hat sich ein bisschen geaendert und man kann spueren, wie die Leute seitdem ihrem Team nun mehr zutrauen. Auch wenn die Stimmung nach dem 1:1-Ausgleichstreffer erstmal wieder in den Keller sank. Nachdem ich mir das komplette Spiel in der Nacht nochmal in der Wiederholung angeschaut habe, finde ich, dass sie (trotz dem riesen Druck, der auf ihnen lastet) stark gespielt haben und sich ueberhaupt nicht zu verstecken brauchen. Wuenschen wuerde ich es ihnen und ihrem Land. Schon erstaunlich, was der Fussball fuer eine Wirkung entfalten kann...

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