Sonntag, 20. Juni 2010

Und plötzlich wurde es ganz still


Auch wenn es übertragisch klingen mag, aber ich fand es wirklich herzzerbrechend, wie die Leute erst vor Schreck spitz aufschrieen und dann mit einem Mal sämtliche Vuvuzelas verstummten, als die Urugayer das 1:0 gegen die Bafana Bafana im zweiten Gruppenspiel schossen am vergangenen Mittwoch. Lange Gesichter rund um mich herum. Auf dem Platz, wo sich gerade noch hunderte von mit südafrikanischen Accessoires kostümierter Menschen auf ein spannendes Spiel und einige langersehnte Tore ihres Teams freuten, wurde es mit einem mal ganz merkwürdig still. Die erste Halbzeit schaute ich durch das Fenster eines Schnell-Restaurants, weil das Amphiteater mit dem grossen Bildschirm nebenan bis auf den letzten Platz belegt war. Bis dahin war die Stimmung dort und in dem gesamten Areal drumherum am überschäumen, mit singenden Menschen und den omnipräsent hupenden Vuvuzelas. Alle hatten durch das Mexico-Spiel und das Wahnsinns-Tshabalala-Tor Mut geschöpft und sich versammelt, um ihr Team endlich gewinnen zu sehen und dann sowas... Als man sich dann gerade von dem Schock erholt hatte kams alles noch viel dicker, wie alle wissen, die das Spiel gesehen haben. Rote Karte für den bis dahin spitze haltenden Torhüter und einen Elfmeter für Uruguay! Das Foto zeigt die Belegschaft des Restaurants, wo ich das Spiel guckte, im Moment des Elfmeters: 2:0 für die Südamerikaner. Vollkommender Schockzustand. Im Fernsehen sah man schon Leute das Stadion verlassen und auch um mich herum machten sich die einige mit gesenktem Kopf auf den Weg nach Hause. Der 3:0-Sargnagel war nur noch die Bestätigung, dass alles Hoffen vergebens und das Team einfach doch nicht so gut war, wie sich viele gewünscht hatten. Obwohl sie ja nicht schlecht gespielt haben, hat es am Ende einfach nicht gereicht und die Chance auf ein Weiterkommen in die K.O.-Phase ist nur noch gering.



Für uns hier vor Ort ist das natürlich sehr Schade, es wird am Frühstückbuffet nicht mehr die „Shosholoza“ gesungen und überhaupt habe ich das Gefühl, dass die Leute zutiefst enttäuscht sind, weil sie dann doch so viel erwartet hatten. Schliesslich sind sie die Gastgeber und wollten allen zeigen, dass sie mitspielen können. Eigentlich ist es ziemlich ähnlich wie bei der EURO vor zwei Jahren mit der Schweiz. Gut gespielt und die Leute waren mit Begeisterung dabei, aber am Ende einfach nicht gut genug und ohne das nötige Glück. Aber so ist's nunmal. Die ca. 500 Brasilianer, die in unserem Hotel untergebracht sind, feiern trotzdem. Morgens spielt beim Frühstück öfter eine Sambaband und es ist immernoch genug los. Aber man sieht es in den Gesichtern der Leute von hier, der Hotelangestellten und anderswo... die Enttäuschung sitzt tief und sie spiegelt sich in der allgemeinen Stimmung auf der Strasse und überall wider.

Heute geht's wieder ins Stadion. Ich habe eine ganz kleine Gruppe, die aus zwei sehr netten portugiesischen Pärchen in ihren Vierzigern und Fünfzigern besteht, für die ich dieses Mal sogar als Hostess fungiere; sprich ich bin mit ihnen die meiste Zeit unterwegs, begleite sie zu Abendessen und heute Mittag zum Spiel. Da gestern so schönes Wetter war, sind wir zusammen mit der Seilbahn auf den Tafelberg gefahren, der an einem klaren Tag ein spektakuläres Panorama bietet, das in die eine Richtung bis hinunter zum Kap der Guten Hoffnung reicht (der Landzipfel, der in der Ferne ins Meer ragt, auf dem 2. Bild unten).









2 Kommentare:

  1. Ja, das mit der plötzlichen Stille - sehr schön beschrieben! Hier in Berlin war es beim Spiel der Deutschen gegen Serbien im Grunde ganz ähnlich, wo sich eben noch Menschen kollektiv an der Vorstellung berauschen "gut zu sein", nehmen plötzlich die schlechten Gefühle wieder oberhand. Und die Luft wird ganz dick vor Entäuschung ...
    Danke für den tollen Bericht und die faszinierenden Aufnahmen! Herzlcihe Grüße, Barbara

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  2. und dir vielen Dank fuer den schoenen Kommentar! :)

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